Wie auch nicht anders zu erwarten, hätte ich fast meinen Flug nach Kuala Lumpur verpasst. Man sagt normalerweise, dass man bei Überlandflügen sich spätestens 2 ½ Stunden vor Abflug am Check-In Schalter im Flughafen einfinden sollte. Ich war 1 1/4 Stunden vorher da. Die Dame am Schalter war gerade dabei den Counter zu schließen. Aufgeregt fragte sie mich noch ob ich ein Visum dabei hätte, da mein Rückflug erst in 6 Monaten sei. Ich antwortete ihr, dass ich das nicht bräuchte, da man als Deutscher automatisch für 3 Monate vor Ort ein Visum ausgestellt bekomme. Nach hektischen herum telefonieren und Androhungen meinen Rückflug umbuchen zu müssen, klappte es dann doch irgendwie. Als ich aber meinen zweiten Koffer auf das Gepäckband stellen wollte, sagte mir meine „neue Freundin“ aber, dass ich dafür Übergepäck noch bezahlen müsste.
„Kein Problem“, antwortete ich.
„Ich habe meine Kreditkarte dabei.“
„Sie haben 20Kg Übergebäck. Das macht dann, lasse mich mal überlesche, 800,-€ Aufschlag.“ Ahhhhrg. Wohlgemerkt mein Super Spar-Billig-Flug kostet gerade Mal 689,90 €.
„Entschuldigen, Sie bitte. Jeder Koffer darf 20Kg wiegen. Ein Koffer wiegt darunter, der andere 25 Kg. Macht 5 Kg Übergepäck. Der Koffer soll im Gepäck mitfliegen nicht in der 1. Klasse.“
„Das ist bei Flügen in die USA so. Hier dürfen sie nur maximal 25 Kg Gepäck mitnehmen. Jedes weitere Kg kostet dann 40,-€ Aufpreis. Da haben Sie sich wohl nicht informiert!“ Erstens haben Sie sich wohl nicht informiert. Sie kennen ja nicht mal mehr die Visa Vorschriften, du blöde Nuss, denke ich mich mir. Und überhaupt, wenn man ein halbes Jahr verreist nimmt man auch mal mehr als zwei Unterhosen mit. Fängt ja schon toll an. Ich schlage das einmalige Angebot aus und beauftrage meine Freundin mir meinen zweiten Koffer nach Kuala Lumpur nachträglich per Post zuschicken.
„Gehen Sie zu Counter 42 B. Sie müssen sich jetzt auch beeilen. Da hat sich schon eine kleine Schlange gebildet.“

Kleine Schlange ist gut. Total hektisches Airport Personal springt wie der Malayische Grunz-Frosch um eine Menschenmenge herum, so groß, als Stünde die Eröffnung der ersten High-Speed-Indoor-Achterbahn der Welt im Flughafen Frankfurt bevor. Zwischen den Menschenmassen irrt eine türkische Mutti, wie eine blinde Kuh umher. Ihre Tochter hatte versucht, ihre nicht deutsch-sprechende Mutti durch den Security-Bereich höchstpersönlich im Flugzeug abzugeben. Leider hatte Sie nicht mit dem 120 Kg Security-Chef gerechnet, der sie mit einem beherzten Schrei:
„Ihre Mudda ist alt genug Sie wird schon allein nach Ankara finden“ zurückwies. Ich versuche mir gerade auszurechenen wie teuer der Security-Chef wohl als Übergepäck wäre, da beginnen um mich herum schon wilde Diskussionen.
„Sie verpasst ihren Flug. Sie schafft das net!“ Stotterte die Tochter zu Mr. Sumo. Mr. Sumo ließ das völlig kalt. Mehr als ein genervtes Augenrollen war nicht aus ihm herauszuholen. Tochter und Rest der Sippe sind den Tränen nahe.

Dann nahm ihr mir ein Herz, fragte die Tochter wo es hingehen soll, schnappte mir die Schnäppchen-Mutti und schmuggelte sie soweit es ging nach vorne.
„Eeeentschulllldigung diese Frau verpasst ihren Flug nach Ankara! Diese Frau verpasst ihren Flug“ Mit diesen andauernd wiederholenden Sätzen, quetschte ich mich durch die Menge. Meine Charity-Veranstaltung wurde leider von einer Kaugummi kauenden 19jährigen, mit bestimmt 10 Piercings im Gesicht gestoppt.
„Wir verpassen auch unseren Flug nach Ankara!“ hielt sie mich gelangweilt auf und stellte sich dabei mir (uns) in den Weg. Sei’s drum. Der Wille zählt. Jeden Tag eine gute Tat. Als Belohnung hatte ich außerdem in 10 Sekunden, 20m Schlange überbrückt. Ein guter Wert wie ich finde. Nun stand ich in disesm Pulk voller Menschen. Total genervt und gelangweilt. Und immer wenn ich gelangweilt und genervt bin, dann rede ich zu mir selbst. Sätze wie etwa: Verdammter Mist. Blöder Flughafen. Boah ist die da vorne dick. Hey geile Frisur Mr. und lauter so ein Zeug. Zum Schluss muss ich wohl noch irgend so etwas à là:
„Sach ma ist das hier immer so chaotisch“ zu mir gesagt haben.
„Sprengstoff-Alarm“ flüsterte darauf hin mir ein älteres Mallorca-Ehepaar mit blonden Clishee-Frisuren zu. Im 1. Moment fuhr ich völlig erschrocken in mich zusammen. Die Beiden werden doch nicht mein ganzes Selbstgesrpäch der letzten 5 Minuten von mir mitgehört haben. Im 2. Moment dann dachte ich nur, dass hoffentlich keinen Fehler gemacht hatte und die falsche Person nach vorne durchgeschleust hatte. Ich hatte kaum zu Ende gedacht, da war auch schon meine Türkische-Mutti weg.

Ich stehe Sage und Schreibe ein ¾ Stunde in der Schlange. Zu guter Letzt wurde natürlich auch noch mein Laptop gefilzt. Zur Belohnung holte mich und ein weiterer verlorener Passagier, das Personal von Qatar-Air nach der Security-Zone, höchstpersönlich ab und begleitete uns anschließend zum Flieger. Angekommen stolperte ich gleich mal über die letzte Stufe, dabei verfehlte ich eine Stewardess und ihren Latte Macchiato nur um Haaresbreite. Ein leicht schwul angehauchter Inder Steward kriegt sich nicht mehr ein. Ich hatte kaum Platz genommen, da nahm die Maschine auch schon Anlauf zum Abflug. Um 23.30h kam ich in Doha an. Der schwule Inder Steward am Ausgang wies mich noch mal lachend auf „meine“ Stufe hin, da kam mir auch schon ein Hitzeschub entgegen der sich gewaschen hatte. Temperatur 31°C! Nachts! Ein kleiner Vorgeschmack auf das was mich in Kuala Lumpur erwarten wird. Eine ¾ Stunde später saß ich auch schon im Flieger nach Kuala Lumpur. Unterwegs lernte ich noch die Damen mit dem Sprengstoff im Handgepäck kennen, die für das Chaos in Frankfurt gesorgt hatte.
„Ich sah mich schon am Galge hänge. Pässe, Gepäck alles wurde mir sofort abgenomme und um mich herum wurde alles abgesperrt. Nur weil sich mein Loggewigglerkabel über den Dosenöffner geläschd hadde.“
„Ja Crazy“ antworte ich und bereitete mich dabei erstmal auf das bevorstehende 7-stündige Onboard-Kinoprogramm vor. Ocean´s Thirteen, ein bekloppter Actionfilm mit Nicolas Cage und den Anfang von einem surfenden Pinguin Trickfilm konnte ich auf meinem Kinokonto verbuchen.